ZWEI PLUS EINS – DERSIM-PAPHOS-BERLIN
Die Ausstellung zeigt Werke von Ibrahim Coskun und Hulusi Halit. Geboren in Dersim / Anatolien und Paphos / Zypern verbindet die Künstler ihre ‚neue‘ Heimat Berlin und die anhaltende Verbundenheit mit Orten ihrer Heimat: Ihre Menschen und Farben, ihre Kultur und politischen Verwerfungen beeinflussen und prägen ihr künstlerisches Schaffen.
Vernissage: 16.01 2022, 16-19 Uhr
Finissage: 12.02.2022,
Ausstellungsdauer: 17.01. bis 12.02.2022
EINLASS: Es gelten die aktuellen Corona Regeln von Land Berlin
Ibrahim Coşkun
Ibrahim Coşkun, geboren 1955 in der Türkei in Tunceli, (Dersim) gehört einer türkischen Minderheit an, die sich Kırmanc nennt.
Im Mittelpunkt seines Schaffens steht die uralte tragische Geschichte dieser Volksgruppe und die einmalige, von Erinnerungen schwere Landschaft ihrer Heimat in Anatolien.
Die Werke von İbrahim Coşkun werden von mehreren Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern hoch bewertet. Tayfun Belgin (Direktor des Osthaus Museum Hagen), einer der führenden Kunsthistoriker Europas, begleitet İbrahim Coşkun seit über 20 Jahren und hat bereits zwei Bücher mit ausgewählten Werken herausgegeben: Im Jahr 2000 “Spuren”[1], 2015 “Versteinerte Lieder”[2]. Tayfun Belgin schreibt über İbrahim Coşkun:
“İbrahim ist ein Kämpfer mit der Farbe. Alle expressiven Werke, die einer Gegenständlichkeit folgen, stellen sich im Resultat als Bilder dar, die in einem geistigen wie emotionalen Prozess errungen wurden. Ohne Frage offenbaren alle Werke eine Gefühlsdimension, die ihresgleichen sucht. İbrahim bevorzugt pastose und zugleich miteinander kontrahierende Farben. Die Farben bestimmen eine Bildwelt, die sich abstrakt und ausdrucksstark definieren kann. Auch solche Bilder finden wir bei ihm, Werke, die keinen unmittelbaren Bezug zu einem Gegenstand oder Motiv haben. Wenn er seine inneren Farben umsetzt und pastos auf der Leinwand agieren lässt, schafft er Welten, die eine westliche Malerei im zeitgenössischen Kunstkontext nicht kennt. Diese Bilder haben eine biographische Matrix. Sie sind die Essenz einer inneren Welt, die schrittweise nach außen dringen kann.
Gleichzeitig schafft İbrahim Landschaftsbilder, die deutlich über das klassische Genre der Landschaftsmalerei hinausgehen. „Landschaft“ ist hier im besten Sinne auch Gefühlslandschaft. Landschaft bezeichnet den Boden, zugleich auch die Erinnerung. Häufig sehen wir starke Brüche in der Landschaft. Es sind daher keine vordergründig romantischen Landschaftsmotive, die uns in dieser Malerei begegnen. Landschaft ist Heimat, zugleich auch eine Aufzeichnung eines jenes emotionalen Bruches, der durch militärische Operationen verursacht wurde. Viele Menschen kehrten nach Jahrzehnten des Krieges zurück in ihre ehemalige Heimat und fanden eine verseuchte Umwelt wieder. İbrahim spricht nicht nur für sich, wenn er diese karge Landschaft mit der Hinterlassenschaft des Kriegs in eine ästhetisch zu bewältigende Welt formt. Die Erfahrungen anderer finden subkutan Eingang in diese Bildwelt.”[3]
Seit 1984 hat İbrahim zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen, u. a. in Mersin, Izmir, Adana Ankara Istanbul (Türkei), Bielefeld, Düsseldorf, Stuttgart, Detmold, Berlin, Brandenburg (Deutschland) , Luxemburg, Brüssel, Wien.
Mehrere Werke von Ibrahim Coskun finden in Welt weit andeutende Museum, Instituten und Privatsammler.
Hulusi Halit
In der Ausstellung zeigt Hulusi Halit aus seinem umfangreichen künstlerischen Repertoire Bilder seiner Heimat Zypern. Geprägt von seinen persönlichen biografischen Erfahrungen berührt er mit seinen Werken kulturgeschichtliche Themen wie die Teilung der Insel und die Zerrissenheit – aber auch Verbundenheit beider Volksgruppen ebenso wie die alltägliche Begegnung mit den Menschen und der Natur: ihre Schönheit, ihre Farben und Formen.
Künstlerischer Werdegang
Geboren in einem kleinen türkischen Dorf in der Region Paphos, begann Hulusi Halit sehr früh in seiner Kindheit mit der Malerei. Entdeckt wurde er von Ali Atakan, einem anerkannten türkisch-zypriotischen Künstler und Lehrer. Bei ihm ging er bereits während seiner Gymnasiumzeit, sechs Jahre in eine intensive Kunstschule – im Rückblick vergleichbar mit einem Kunststudium in einer sehr frühen Phase der Entwicklung. Hier entwickelte er bereits in sehr jungen Jahren seinen eigenen Stil und gewann mit seinem Bild „Das junge Paar“ den ersten Preis aller türkisch Gymnasien in Zypern.
Im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeiten setzte er sich mit unterschiedlichen Techniken und Stilrichtungen auseinander. Dabei hat er immer wieder neue Herausforderungen gesucht und gefunden. Hulusi Halit nutzt unterschiedlichste Mal- und Gestaltungstechniken vom klassischen Zeichnen, Aquarell und Öl bis hin zur Fotografie und der künstlerischen Bearbeitung von Stein und Naturhölzern.
In seiner Jugend spielte die kubistische Tradition eine wichtige Rolle. Heute können sich in seinen Bildern unterschiedliche Kunstrichtungen in einer Komposition vereinen, wie Realismus, Kubismus, Fauvismus, Surrealismus u.a..
Eine besondere Vorliebe gilt der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Natur. Die Individualität und Kraft des Baumes und die Erotik des weiblichen Körpers ziehen sich wie ein roter Faden durch seine Bilder. Mann und Frau sollten sich nicht immer sicher sein, mit dem ersten Blick das gesamte Bild erfassen zu können.
Sein beruflicher Weg war und ist geprägt durch die Verknüpfung künstlerischen Schaffens mit seinem Beruf als Erzieher. Es ist ihm ein wichtiges Anliegen, das, was er selbst als Kind und junger Mensch erfahren durfte, das Erkennen und die Förderung seiner künstlerischen Talente, an junge Menschen weiterzugeben.
So hat er immer sein künstlerisches Knowhow in die pädagogische Arbeit einfließen lassen, mit einfachen Mal- und Zeichenprojekten, aber auch mit aufwendigen Filmprojekten und Bühnenprogrammen.
Mit dem Aufbau der Galerie Salon Halit Art, als Ort für künstlerisches Schaffen und der Förderung junger Talente, erfüllte sich Hulusi Halit einen langgehegten Traum.