Mental and Physical Land- & Cityscapes

Ingeborg Leuthold Stiftung zu Gast in der Galerie Salon Halit ART

vom 11.06.2022 bis zum 25.06.2022

Vernissage: Samstag 11. Juni 2022 von 18:00 bis 21:00 Uhr

Mental and Physical Land- & Cityscapes
In diesem und im letzten Jahr wurden der Ingeborg Leuthold Stiftung mehrere Bilder der Künstlerin & Stifterin Ingeborg Leuthold von Freunden*Innen und Bewunderern*Innen ihrer Kunst gestiftet. Alle Personen, die der ILS Bilder gestiftet haben, zeichnet insgeheim aus, selbst als Künstler*Innen tätig zu sein. In der Ausstellung Mental and Physical Land- & Cityscapes werden die in unterschiedlichen Werkprozessen geschaffenen Bilder der fünf teilnehmenden Künstler*Innen Ulrike Bartsch (Skulptur), Astrid Herm (Fotografie), SOOKI (Zeichnung) und als Gast Caroline Pinger (Druckgrafik) nun das erste Mal gemeinsam der Öffentlichkeit präsentiert. Allen künstlerischen Arbeiten liegt dabei die Auseinandersetzung mit dem Thema Mental and Physical Land- & Cityscapes zugrunde. Die Kuratorin Michaela van den Driesch lässt die in Materialität und Form sehr unterschiedlichen Werke konzeptionell dabei in einen künstlerischen Dialog treten.

Ingeborg Leuthold (*1925 2020) wird in dieser Ausstellung mit Landschaftsbildern aus den 60er, 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts vertreten sein. Alle Bilder wurden der  Stiftung in den Jahren 2021/22 gestiftet. Während in der ersten Ausstellung der ILS – im Jahr 2019 – dass Spätwerk von Ingeborg Leuthold in einer Ausstellung mit dem Titel Gendertrouble gewürdigt wurde, werden in diesem Jahr Landschaftsbilder aus unterschiedlichen Schaffensphasen präsentiert.

Leutholds Physical Landscapes entpuppen sich beim genaueren Hinschauen als Mental Landscapes. An ihnen können die Phantasien der Künstlerin – wie Ängste, Hoffnungen aber auch Freude – abgelesen werden. Neben ihren Bildern der scheinbar heilen Welt der Toskana – dem Sehnsuchtsort vieler Künstler und Intellektueller, an den auch Ingeborg Leuthold des Öfteren reiste – schuf sie vor allem Landschaften im Stil des phantastischen Realismus. Beim Betrachten dieser Bilder steigt mitunter ein bedrohliches Gefühl beim Schauenden auf. Aber auch starke positive und befreiende Gefühle, wie ein weit ins Land Hinausschauen sind in Leutholds Bildern vorhanden. Mitunter meint man ein fast hörbares Aufatmen im Raum wahrzunehmen, wenn Betrachter vor ihren Bildern stehen.

Astrid Herm (*1930) ist Designerin und eine der ältesten Freundinnen von Ingeborg Leuthold. Sie hat der Stiftung mehrere Bilder von Ingeborg Leuthold bereits im vergangenen Jahr geschenkt und zeigt im Dialog mit deren Arbeiten – bezugnehmend auf den Titel dieser Ausstellung – einen Werkzyklus mit schwarz/weiss Fotografien aus der Metropole New York in den 1970er Jahren. Also aus einer Zeit, in der ihre Freundschaft mit Ingeborg Leuthold eng verknüpft war. Astrid Herms Blick durch die Kamera ist fokusiert auf das städtische Gefüge New Yorks mit seinen dominierenden  Architekturen. Aber auch das Alltagsleben der Menschen dieser Stadt spiegelt sie in sensibler Bildsprache wider. Ihre Fotografien sind eine Reminiszenz an die Vergangenheit der Stadt New York, die – in Form des Mental and Physical Land- & Cityscapes – beim Betrachter Erinnerungen aus längst vergangenen Zeiten zum Leuchten bringen.

Caroline Pinger (*1936) Nimmt als Gast an der Ausstellung Mental and Physical Land- & Cityscapes teil. Ihr Beitrag sind zwei Holzdrucke aus den 70er Jahren, in denen sie sichmit der Zweiten Zerstörung Westberlins nach dem 2. Weltkrieg und den Menschen, die in dieser Stadt leben Schwarz auf  Weiss auseinandersetzt. Die Umsetzung von auf Reißbrettern erdachten neuen Stadtquartieren wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts auch in Berlin massiv  vorangetrieben. Eine neue Zeit der Stadterneuerung und Entwicklung zur Metropole war angebrochen. Aber auch der Widerstand derjenigen, die diese alten Bauten bewohnten und die nun daraus weichen mußten, war massiv und nicht immer friedlich. Diese Zeit des Umbruchs versucht Caroline Pinger – die aus den USA nach Berlin gezogen war – in ihren filigranen Holzschnitten festzuhalten. Die eine oder andere Episode des Erlebten wird dabei im Atelier mental verdichtet und findet seinen Niederschlag in der Bearbeitung jedes einzelnen Holzstocks.

SOOKI (*1954) ist im Vorstand der Ingeborg Leuthold Stiftung und hat Ingeborg Leuthold persönlich erst zum Ende deren Lebens kennen-, aber schon lange Zeit vorher deren realistische Kunst schätzen gelernt. Sie hat der Stiftung mehrere Werke von ihr geschenkt. Nicht nur SOOKI sieht die Kunst von Ingeborg Leuthold nah an der Schule der Neuen Prächtigkeit ihres Mannes und Künstlers Matthias Koeppel angesiedelt, obwohl Leuthold selbst nie zur Gründergruppe gehörte.

In der Ausstellung Mental & Physical Land- & Cityscapes werden von SOOKI zwei Arbeiten aus dem Jahr 2009 gezeigt. Ihre Arbeiten – schwarze  Tuschemalerei auf weißem Korea-Papier – sind in Tradition ihres Heimatlandes Korea gefertigt und mit Koreanischen Schriftzeichen versehen. In ihnen wird das Thema der Ausstellung aus dem speziellen Blickwinkel der Koreanischen Künstlerin präsentiert. Der Abriß des Palastes der Republik hat im Gefüge heftig geführter Diskussionen innerhalb der Stadtgesellschaft – Abriß des Palastes der Republik und Rekonstruktion des alten Stadtschlosses – hohe Wellen geschlagen, die lange Zeit der Glättung bedurften. SOOKI hält den Moment des endgültigen Verschwindens einer ganzen historischen Epoche – die mit der aus DDR Zeit stammenden Vorzeigearchitektur des Palastes assoziiert wurde und die fest mit diesem Ort verknüpft war – in zarten und sensiblen Zeichnungen aus zwei unterschiedlichen Perspektiven fest. Ihre an den Rand platzierten koreanischen Schriftzeichen verdeutlichen dabei ihren distanzierten Blick auf diese Baustelle.

Ulrike Bartsch (*1969)  hat der Stiftung mehrere Werke von Ingeborg Leuthold übereignet, die sie zuvor von ihrem Vater – einem Freund von Ingeborg Leuthold – geerbt hat. Als jüngste Teilnehmerin dieser Künstler*Innen-Gruppe nimmt sie Bezug auf ihre Profession als Fachärztin der Psychiatrie und Psychotherapie. Nach ihrer Approbation im Jahr 2005 nahm Ulrike Bartsch ein weiteres Studium an der Kunsthochschule Weissensee im Fachbereich Bildhauerei auf. Und obwohl sie heute als Fachärztin in eigener Praxis tätig ist, hat sie die Bildnerei nie aus den Augen verloren. Ihre in der Ausstellung gezeigten kleinen Bronze-Körperchen – die wie zerpflückte Puppenkörper anmuten – sind im Inneren farbig gefasst. Diese weich anmutende, farblich gefasste Seite der kleinen Bronzen unterstreicht dabei den harten Charakter der sie umgebenden äußeren Schale. Das Ausstellungsthema Mental and Physical Land- & Cityscapes spiegelt sich in ihren Arbeiten in komprimierter und versinnbildlichter Form stark differenziert wider.